Samstag, 23. Juli 2011

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So, nun habe ich die Einstellungen geändert, sodass alle meinen Blog kommentieren können und nicht nur diejenigen, welche sich registriert haben. Auf gehts!

Mein Allerliebstes

Mein Allerliebstes hier in Hyderabad ist das Shared-Autoriksha-Fahren. Ich liebe Shared-Autoriksha-Fahren! Zum Beispiel so wie neulich von Jubiliee-Checkpost nach Jayaberry Silicon Tower als ich einen neuen persönlichen Rekord erlebte: Zu acht in einer Autoriksha, davon fünf vorne auf dem Fahrersitz (ich einer davon). In einem Garacho fahren wir durch die Stadt und wir müssen uns alle ziemlich festklammern, damit niemand aus der Riksha fällt. Während der Fahrt zieht Indien an uns vorbei, wie Indien eben so ist: laut, stinkig, lebendig, chaotisch und fröhlich. Von beiden Seiten her werden wir durchnässt, weil der Monsun mal wieder wie aus Kübeln giesst. Aus den riesigen Soundboxen der kleinen Riksha ertönt ohrenbetäubend ein Bollywood-Dance-Klassiker abwechslungsweise mit der Disco Version von My-Heart-Will-Go-On. Alle 8 Insassen schaukeln vergnügt im Rhythmus und der Fahrer gibt Vollgas. Plötzlich fällt in der ganzen Stadt der Strom aus, weshalb wir im letzten Teil im Dunkeln weiterdüsen.

Kamel

Jetzt ist gerade ein Kamel an mir vorbeigaloppiert. Ich wusste gar nicht, dass es in Hyderabad Kamele gibt.

Armut

Eine Blog-Leserin hat sich gewundert, dass ich die Armut hier scheinbar so einfach wegstecke. Nun, dass ich im Blog bisher nur wenig über Armut geschrieben habe, bedeutet nicht, dass Armut hier nicht präsent wäre. Es ist einfach ein schwieriges Thema. Ich denke einige Fotos hier im Blog haben auch Armut gezeigt, doch von der wirklich krassen Armut habe ich keine Fotos. Ich finde es unanständig Leute in ihrem Elend zu fotografieren. Zum Thema Armut kommen mir spontan zwei Dinge in den Sinn: Bettler und Slums. Bei den Bettlern ist die immerwährende Frage, ob ich nun Geld geben soll oder nicht. Nach Gesprächen mit verschiedensten Leuten zu diesem Thema bin ich bis anhin zu folgendem Schluss gekommen: Geld an Kinder, Mütter mit Babys und Menschen mit Behinderungen (zum Teil sehr viele Fehlende Körperteile) zu geben ist nicht sinnvoll. Geld an alte bettelnde Leute zu geben ist ok. Wenn bettelnde Kinder, Mütter mit Kinder und Menschen mit Behinderungen mehr Geld erbetteln als Erwachsene sonst, dann ist das gerade der Grund dafür, weshalb sie von ihren Familien und von der Bettelmafia auf die Strasse zum Betteln geschickt werden. Ich will jedoch nicht unterstützen, dass Mütter ihre Babys vermieten, damit Bettlerinnen in der Abgasluft im Stau mehr Geld sammeln. Zum Teil werden diese Babys sogar geschlagen, damit sie schreien und somit mehr Mitleid wecken. Für Menschen mit Behinderungen gibt es (zumindest theoretisch) private und stattliche soziale Einrichtungen, die sich um sie kümmern würden. Doch wenn Betteln das bessere Geschäft ist, werden sie von ihren Familien stattdessen auf die Strasse geschickt. Für alte arme Menschen gibt es in Indien keine soziale Einrichtungen, keine AHV, keine Pensionskasse, kein Sozialamt. Normalerweise werden alte Leute von Ihren Kindern unterstützt, doch wenn Sie keine Familie haben müssen sie bis ins hohe Alter arbeiten bzw. betteln gehen.

Es braucht aber schon einen ziemlich eisernen Willen, um sich der Ausdauer und Aufdringlichkeit von bettelnden Kindern zu widersetzen. Wer jedoch Slumdog Millionaire gesehen hat, erhielt einen Einblick in das System der Bettelmafia. Anstatt Geld an einzelne Bettler zu geben, möchte ich lieber ein sinnvolles und vertrauenswürdiges Projekt hier in Indien unterstützen. Sobald ich eines gefunden habe, werdet ihr davon erfahren.

Der Zweite Armut-Aspekt sind die Slums. Auf meinem täglichen Weg zu Arbeit komme ich an zwei Mini-Slums vorbei. Das Schockierendste dabei finde ich die Gegensätze: beide kleinen Slums befinden sich gleich neben einem riesigen modernen Glashochaus. Die meisten Slumbewohner arbeiten auf dem Bau und helfen mit, weitere solche Glashochhäuser zu bauen, währendem sie selber in kleinen Hütten aus Wellblech oder Plastikplanen wohnen. Ich frage mich, wie die es aushalten im Sommer unter dem Wellblechdach zu schmoren und im Monsun durch Löcher im Dach durchnässt zu werden. Doch sie haben keine Wahl und ich finde es beeindruckend, wie sie ihr Schicksal annehmen und täglich für ein mickriges Einkommen ihrer harten Arbeit nachgehen. Das nennet man wohl Karma. Ich bin auch erstaunt darüber, dass mehr als die Hälfte der Leute auf dem Bau zierliche Frauen sind und nicht etwa muskulöse Männer. Die Armut der Slumbewohner macht mir ein bisschen weniger zu schaffen als diejenige der Bettler, da sie mich nicht so direkt mit ihrem Schicksal konfrontieren und weil sie oftmals trotz ihrem harten Leben sehr fröhliche Menschen sind. Ich denke viele indische Slumbewohner sind insgesamt glücklicher als so mancher reicher Schweizer. Ungerecht ist es aber natürlich trotzdem.

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