Suesswasser und Salzwasser ueberall: Monsun
Gastbloggerin Sophie: Vor einer Woche bin ich mit einer Maschine voller Inder in Thriruvananthapuram gelandet und habe mich in die Reise von Mats und Marc eingeklinkt. Heute habe ich die Ehre, hier das Neuste zu erzaehlen. Am ersten Tag erwarteten mich 27 Grad und ein 4 Sterne Hotel, so dass das wahre Indienfeeling noch auf sich warten liess, obwohl wir das essen von Hand bereits uebten. Die Art Gallery und der Zoo waren am Sonntag leider geschlossen, so dass wir im Park stattdessen heimliche indische Romanzen beobachteten. Ich habe das Privileg, Gruppen von Frauen in bunten Saris ablichten zu duerfen. Sie werfen sich zu diesem Zweck mit ernsten Gesichtern in Pose. Im Strassenverkehr wimmelt es von Beinahe-Unfaellen, wenn man das schweizer Fahrschul-Auge zueckt. Aber hier gelten andere Gesetze, und obwohl alle Vollgas geben und hupen, passiert nichts. Von T. geht es weiter nach Kanyakumari, zur Suedspitze des Subkontinents, dem "centre of the world" wie mir ein Herr vor dem Tempel glaubhaft versichert. Das Ortsbild ist gepraegt von einer leuchtend weissen Kathedrale ohne Tueren, wo die Glaubigen beim abendlichen Gottesdienst nach allen Seiten herausquellen. Markant sind auch das pinke Gandhi Memorial, und das Vinenakanda Memorial, das auf einer kleinen Felsinsel vor der Kueste liegt. Man faehrt dorthin mit sehr schrottigen Booten hinaus, wobei Frauen und Kinder mit Schwimmwesten ausgestattet werden, obwohl die Maenner wohl ebensowenig schwimmen koennen. Den Besuch im Tempel kombiniert man mit einem Bad im Meer, selbstverstaendlich in vollstaendiger Strassenkleidung. Das Bad haben wir nach Kovalam Beach verschoben, eine Touristen-Destination suedlich von T., wo wir ein Hotelzimmer mit Meerblick beziehen. Jetzt macht der Monsun seinem Namen alle Ehre: Statt kleine Schauer schickt er sintflutartige Regenguesse und pechschwarze Regenwolken, und wir werden ziemlich Nass, bevor wir uns unter der Aufsicht indischer Lifeguards mit Trillerpfeife in die Fluten stuerzen. Die Luft ist so feucht, dass man sich fragt, in wievielen Tagen die Badesachen (Bikinis nicht erlaubt!) wohl wieder trocknen werden. Kaum geht man einige Schritte zur naechsten Bucht, begegnet einem ein indisches Leben der anderen Sorte: Frauen holen Wasser am Brunnen, Bunte Waesche flattert ueberall und Ziegen, die ihr Gras zwischen dem Muell hervorrupfen vervollstaendigen ein leicht trostloses Helvetaskalenderbild. Weiter gehts nach Kollam, das uns als Ausgangspunkt einer Kanutour in die Backwaters dient. Unter andrem sehen wir traditionellen Bootsbau und Tigerfischfarmen. Das nahezu Erstaunlichste am Ausflug ist eine Faehre, die auch Rikshas, Autos und kleine Lastwagen transportiert, aber komplett der Marke Eigenbau zuzuschreiben ist. Die Ladeflaeche besteht aus Brettern, die sich quer ueber zwei traditionelle Kanus legen, und irgendwer hat dem Ganzen auch noch einen Motor eingebaut. Vollkommen durchnaesst erreichen wir den Bahnhof, wo wir uns erst mit dem dritten Zug Richtung Kochin in Bewegung setzen, weil die andern aus allen Naehten platzen. Ein ueberdurchschnittlich halsbrecherischer Rikshafahrer bringt uns zu unserem Hotel, wo die Zimmer um einen palmenbewachsenen Innenhof angeordnet sind. Mission Nr. 1 heute morgen: Schirme kaufen. Es regnet mal wieder. Und wir freuen uns auf eine Vorfuehrung von traditionellem indischem Tanz heute Abend.
matthiasstucki - 4. Jun, 08:56