Indien

Sonntag, 14. August 2011

Nie mehr Indian Railways

… jedenfalls bis zu meinem nächsten Indienbesuch. Und auch das nur, falls nicht etwas Unerwartetes geschieht und ich doch nochmals auf Businessreise muss. Obwohl Zug fahren in Indien Spass macht, habe ich jetzt vom ewigen Zug fahren doch genug und freue mich, dass dies meine letzte Fahrt ist.

Nun möchte ich denjenigen von Euch, welche noch nie mit Indian-Railways gefahren sind, diese Erfahrung etwas näher bringen.
Also gundsätzlich gibt es folgende Klassen bei Indian Railways (in aufsteigender Reihenfolge):
General, Sleepter, 3 AC, 2AC, 1 AC
Von Klasse zu Klasse verdoppelt sich der Fahrkartenpreis in etwa. Geschäftsmässig fahre ich jeweils 3AC oder 2AC. Bei 3 AC hat es pro Abteil zwei Reihen à drei Betten übereinander plus auf der anderen Seite des Mittelganges quer zwei Betten übereinander. Das Abteil hat keine Türe oder so zum zu machen, doch es gibt einen Vorhang, den man ziehen kann. AC bedeutet dass der Wagen klimatisiert ist. Zudem hat es viele Deckenventilatoren die heftig herumblasen.

Grundsätzlich herrscht sehr viel Betrieb im Zug, auch in den oberen Klassen. Nebst den enorm vielen Fahrgästen, hat es immer auch viele Verkäufer, welche die Gänge auf und ab marschieren und dabei ihre Mantras rufen. Das tönt dann so:
  • Tschai-garam-tschai taschai-garam-tschai tschai-garam-tschai (für heisser Tee)
  • Goffffiiiiiiiiiiiii, goffffiiiiiiiiii, gofffiiiiiiiii (für ein Getränk, das Kaffee sein soll)
  • Äisgriim – vanilla äisgriiim – äisgreem (Eiskrem)
  • Byriani – egg byriani – chicken byriani – wetsch byriani (Reisgericht mit Ei, Poulet oder Gemüse)
  • Samosseeeeeeee - Uada –Samosseeeeeee -- Udaa– Samosseeeeeeee (Samosas und Vada-Teigkringel)
  • Mägäsin – mägäsin –mägäsin (Magazine)
  • Coldringggss – Thanda Pani – coldringgss – thanda pani (kalte Getränke, kaltes Wasser)
Zudem robben die Beinamputierten Bettler durch die Mittelgänge (getrauen sich aber bei den klimatisierten Klassen nicht)
Und die Hijras (Eunuchen) kommen ziemlich aufgebrezelt in farbigen Saris vorbei, machen mit ihren Händen unanständige Klatschgeräusche, welche das Klatschen beim Sex imitieren soll und kneifen einem in die Backe bis man Geld ausrückt.
So, das war das Verkäuferinventar eines normalen Zuges.
Hier in Bombay, wo ich gerade gestartet bin sind die Verkäufer aber besonders erfinderisch und ich höre folgendes:
  • Lightball – lightball - lightball (blinkende Gumpiballen)
  • Magic books, magic books, magic books (Bücher mit sich bewegenden Bildern)
  • Heligopteeeer – Aerograft – Heligopteer Aerograft git item (Plastikhelikopter und –Flugzeuge)
Nachdem der Zug abgefahren ist verstauen die Fahrgäste ihr (normalerweise riesiges) Gepäck und ketten es mit einer selber mitgebrachten Kette irgendwo an. Relativ bald kommt der Bahnangestellte und bringt für jeden zwei Leintücher, eine Wolldecke und ein Kopfkissen. Die Leintücher sehen so aus, als ob sie bei sehr hohen Temperaturen gewaschen wurden, doch als ich kürzlich ein Leintuch erhielt welches einst Blut durchtränkt war und das Blut sich wohl nicht auswaschen liess, fand ich es doch etwas unappetitlich.

Zudem gibt es unter den Fahrgästen immer ein grosses Abtauschen der Plätze, da es z.B. Ehepaare immer wieder schaffen aus Versehen Tickets in zwei verschiedenen Abteilen zu buchen. Die abgetauschten Plätze wiederum verwirren natürlich den Ticketkontrolleur, welcher versucht den Überblick über das Ganze zu behalten.

Inder verabschieden sich übrigens normalerweise erst im Zug von ihrer Familie. Das bedeutet, dass sich die ganze Grossfamilie mit ins Zugabteil quetscht und dort eine halbe Stunde sitzen bleibt, bis kurz bevor der Zug abfährt.

Die ganze Nacht hindurch ist es dann ein ziemliches Gemampfe (Inder haben bringen normalerweise ein ganzes Menü selber mit), Ein- und Ausgesteige (Bei jeder Haltestelle steigen etwa 50% der Fahrgäse aus, um sich die Füsse zu vertreten und dann während dem Anfahren wieder auf den Zug zu hüpfen), Baby-Geschrei, Ausprobieren der Handyklingeltöne etc. Es braucht also ein bisschen Übung, um unter diesen Bedingungen schlaf zu finden.
Darum freue ich mich nun auf mein Bett in Hyderabad (auch wenn es gerade ziemlich von Kakerlaken bevölkert ist, die diese Woche plötzliche viele Babies bekommen haben).

Samstag, 6. August 2011

Indischer 1. August

mit Volkstanz,
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Deko,
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Kantonsflaggen,
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und Raclette bei 26°C und 80% Luftfeuchte!

Montag, 1. August 2011

Gepäckaufbewahrung

Um wen langen Weg von Pune nach Delhi zurückzulegen, muss ich in Bombay umsteigen. Bevor der Zug von Bombay nach Delhi abfuhr, hatte ich aber 5 Stunden Aufenthalt, weshalb ich etwas Sightseeing machen wollte. Da ich aber schon einiges Gepäck dabei hatte und es in Strömen regnete, entschied ich mich, meinen Rucksack in die Gepäckaufbewahrung zu geben. Wenn ich aber dachte, dass ich den Rucksack einfach so dort abgeben könnte, dann war das ein Irrtum. Stattdessen muss nämlich folgendes Prozedere durchlaufen werden.
1. Es werden nur Gepäcksstücke mit einem Schloss angenommen. Dass man einen Rucksack nicht einfach so mit einem Schloss abschliessen kann, spielt keine Rolle. Also ein Schloss muss her. Schloss kaufen.
2. Bei der Gepäckaufbewahrung einen weissen Kleber holen und diesen um das Schloss herum ankleben (versiegeln). 3. Das Gepäck am anderen Ende des Bahnhofs von einem Polizist scannen lassen.
4. Der Polizist macht einen Stempel auf den weissen Kleber auf dem Schloss am Rucksack.
5. Der Polizist unterschreibt auf dem Stempel auf dem weissen Kleber auf dem Schloss am Rucksack.
6. Rucksack in der Gepäckaufbewahrung auf ein Regal hieven.
7. Den Pass am Empfang vorweisen.
8. Basierend auf Informationen aus Pass und Stempel wird ein Formular in dreifacher (sic!) Ausführung ausgefüllt.
9. Formular entgegen nehmen.
That’s it!

Samstag, 23. Juli 2011

Kamel

Jetzt ist gerade ein Kamel an mir vorbeigaloppiert. Ich wusste gar nicht, dass es in Hyderabad Kamele gibt.

Armut

Eine Blog-Leserin hat sich gewundert, dass ich die Armut hier scheinbar so einfach wegstecke. Nun, dass ich im Blog bisher nur wenig über Armut geschrieben habe, bedeutet nicht, dass Armut hier nicht präsent wäre. Es ist einfach ein schwieriges Thema. Ich denke einige Fotos hier im Blog haben auch Armut gezeigt, doch von der wirklich krassen Armut habe ich keine Fotos. Ich finde es unanständig Leute in ihrem Elend zu fotografieren. Zum Thema Armut kommen mir spontan zwei Dinge in den Sinn: Bettler und Slums. Bei den Bettlern ist die immerwährende Frage, ob ich nun Geld geben soll oder nicht. Nach Gesprächen mit verschiedensten Leuten zu diesem Thema bin ich bis anhin zu folgendem Schluss gekommen: Geld an Kinder, Mütter mit Babys und Menschen mit Behinderungen (zum Teil sehr viele Fehlende Körperteile) zu geben ist nicht sinnvoll. Geld an alte bettelnde Leute zu geben ist ok. Wenn bettelnde Kinder, Mütter mit Kinder und Menschen mit Behinderungen mehr Geld erbetteln als Erwachsene sonst, dann ist das gerade der Grund dafür, weshalb sie von ihren Familien und von der Bettelmafia auf die Strasse zum Betteln geschickt werden. Ich will jedoch nicht unterstützen, dass Mütter ihre Babys vermieten, damit Bettlerinnen in der Abgasluft im Stau mehr Geld sammeln. Zum Teil werden diese Babys sogar geschlagen, damit sie schreien und somit mehr Mitleid wecken. Für Menschen mit Behinderungen gibt es (zumindest theoretisch) private und stattliche soziale Einrichtungen, die sich um sie kümmern würden. Doch wenn Betteln das bessere Geschäft ist, werden sie von ihren Familien stattdessen auf die Strasse geschickt. Für alte arme Menschen gibt es in Indien keine soziale Einrichtungen, keine AHV, keine Pensionskasse, kein Sozialamt. Normalerweise werden alte Leute von Ihren Kindern unterstützt, doch wenn Sie keine Familie haben müssen sie bis ins hohe Alter arbeiten bzw. betteln gehen.

Es braucht aber schon einen ziemlich eisernen Willen, um sich der Ausdauer und Aufdringlichkeit von bettelnden Kindern zu widersetzen. Wer jedoch Slumdog Millionaire gesehen hat, erhielt einen Einblick in das System der Bettelmafia. Anstatt Geld an einzelne Bettler zu geben, möchte ich lieber ein sinnvolles und vertrauenswürdiges Projekt hier in Indien unterstützen. Sobald ich eines gefunden habe, werdet ihr davon erfahren.

Der Zweite Armut-Aspekt sind die Slums. Auf meinem täglichen Weg zu Arbeit komme ich an zwei Mini-Slums vorbei. Das Schockierendste dabei finde ich die Gegensätze: beide kleinen Slums befinden sich gleich neben einem riesigen modernen Glashochaus. Die meisten Slumbewohner arbeiten auf dem Bau und helfen mit, weitere solche Glashochhäuser zu bauen, währendem sie selber in kleinen Hütten aus Wellblech oder Plastikplanen wohnen. Ich frage mich, wie die es aushalten im Sommer unter dem Wellblechdach zu schmoren und im Monsun durch Löcher im Dach durchnässt zu werden. Doch sie haben keine Wahl und ich finde es beeindruckend, wie sie ihr Schicksal annehmen und täglich für ein mickriges Einkommen ihrer harten Arbeit nachgehen. Das nennet man wohl Karma. Ich bin auch erstaunt darüber, dass mehr als die Hälfte der Leute auf dem Bau zierliche Frauen sind und nicht etwa muskulöse Männer. Die Armut der Slumbewohner macht mir ein bisschen weniger zu schaffen als diejenige der Bettler, da sie mich nicht so direkt mit ihrem Schicksal konfrontieren und weil sie oftmals trotz ihrem harten Leben sehr fröhliche Menschen sind. Ich denke viele indische Slumbewohner sind insgesamt glücklicher als so mancher reicher Schweizer. Ungerecht ist es aber natürlich trotzdem.

Samstag, 16. Juli 2011

Tschüss Plastiksack

Ab Montag sind per Gesetz alle Plastiksäcke unter 40 Micron Dicke in Hyderabad verboten und alle Plastiksäcke über 40 Micron Dicke dürfen nur noch gegen Geld (2 Rupien pro Sack) abgegeben werden. Ich finde dies hier ein sehr sinnvolles Gesetz, da Plastiksäcke ein grosses Problem darstellen. In Indien gibt es keine Kehrichtverbrennungsanlagen. Es sterben immer wieder (heilige) Kühe und andere Tiere, die an den Plastiksäcken ersticken. Die Säcke verschandeln die Stadt- und Landschaft. Und wenn sie auf offenem Feuer verbrannt werden entstehen giftige Dioxine. Einzig was ich noch nicht ganz verstehe, wieso es dies Unterscheidung bei 40 Micron gibt.

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Sonntag, 24. April 2011

Frohe Ostern

gefärbter Reis im Foyer des 5-Stern-Hotels.

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War heute in einer christlichen "Messe" und es war ganz schrecklich: Der amerikanische Pastor hat hauptsächlich die ganze Zeit mit dem Teufel gedroht.

So und jetzt gehe ich ein Schoggi-Ei essen, welches ich bereits vor 6 Wochen nach Indien importiert habe.

Montag, 4. April 2011

1'210'193'422 Inder

1.21 Milliarden Menschen Leben gemäss neuster Statistik in Indien. Das sind deutlich mehr als in allen Europäischen Ländern zusammengezählt. Somit lebt mehr als jeder sechste Mensch auf der Erde in Indien. Nach China ist Indien dasjenige Land mit der zweitgrössten Bevölkerung. Seit den 70er Jahren hat sich die Bevölkerung Indiens verdoppelt! Seit den 30er Jahren vervierfacht!

Es hat also ganz schön viel Volk hier. Und das merkt man auch.

Die neue Statistik besagt zudem auch, dass auf 1'000 indische Jungen unter 6 Jahren nur 914 Mädchen kommen. Grund für diesen Unterschied ist die Tatsache, dass weibliche Föten abgetrieben werden, um so die hohen Kosten der Mitgift bei der Hochzeit zu vermeiden.

82.1 % der Männer können lesen und schreiben, jedoch nur 65.5 % der Frauen.

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